Das Mentale Spiel in Bowling ist meiner Meinung nach mindestens so wichtig wie das Physische Spiel wenn nicht sogar wichtiger. In der PBA gibt es unzählig viele Profis mit gutem und exzellentem physischen Spiel und trotzdem gewinnen Sie nicht alle sondern nur diejenigen die das mentale Spiel beherrschen. Es ist enorm wichtig zu verstehen, dass man das mentale Spiel genauso trainieren kann wie das physische Spiel. Mit Disziplin und Wille kann man sich darin stetig verbessern.
Da es aus meiner Umfrage mehrere Anfragen zu diesem Thema gab, möchte ich es heute ein wenig erläutern.
Wichtige Komponenten des mentalen Spiels sind: Stressbewältigung / Richtiges Atmen / Richtige Einstellung / Selbstgespräche / Affirmationen / das Kopfkino / Konzentration-Fokussierung / Die „Pre-Shot“ Routine / Der Spielzyklus
Stressbewältigung:
Um Stress bewältigen zu können ist es wichtig zu verstehen, dass nicht durch eine Situation erzeugt wird sondern durch die Art und Weise wie eine Person diese Situation interpretiert. Jeder von uns braucht ein bestimmtes Niveau an Stress oder Erregtheit um optimale Leistung zu bringen. Zu viel, aber auch zu wenig Stress wird die Leistung negativ beeinflussen. Stellt Euch vor Ihr habt gerade ein Turnier erfolgreich abgeschlossen. Probiert nun im Nachhinein zu reflektieren wie die Anspannung während des Turniers war und was mögliche Merkmale dieses „Stress-Niveaus“ waren. Das ist potentiell ein gutes Beispiel für ein Stress Niveau welches man im Wettbewerb anstreben sollte. Wenn man dann noch lernt dieses Niveau zu regulieren (z.Bsp.: absenken durch bewusstes Atmen oder steigern durch positives „Anpeitschen“) ist man auf dem besten Weg den Stress bestens zu bewältigen.
Richtiges Atmen:
Die Anwendung guter Atemtechniken ist im Wettbewerb sehr wichtig. Die Anwendung einer guten Atemtechnik bringt folgende Vorteile mit sich: es versorgt den Körper mit dem nötigen Sauerstoff um die Leistung bringen zu können, sorgt für einen entspannten, ruhigen Zustand, hilft dem Sportler sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und trägt wirkungsvoll zu Stressbewältigung bei. Beim üben der Atemtechnik ist es wichtig einen entspannten Position einzunehmen, die Augen zu schließen und bewusst durch die Nase tief einzuatmen und durch den Mund auszuatmen. Ebenso wichtig ist es die Gedanken in dieser Zeit ausschließlich auf den Atmungsprozess zu fokussieren.
Ein Beispiel für eine gute Atemtechnik ist die Zwerchfellatmung.
Details findet Ihr hier ->http://www.atemmassage.de/allgemeines-zum-atem/zwerchfellatmung/
Richtige Einstellung:
Es gibt grundsätzlich zwei Zieleinstellungen die ein Sportler beim betreiben seines Sports haben kann. Er ist entweder Ergebnisorientiert oder er ist Prozessorientiert. Am Anfang wenn sie mit dem Sport anfangen sind alle Sportler gleich, sie sind bestrebt das ultimative Ziel der entsprechenden Sportart zu erreichen. Im Bowling wäre das so viele Pins wie möglich zu treffen. Das führt primär zur Ergebnisorientierung. Das es das ultimative Ziel der Sportart ist, ist mit diese Denkweise nicht falsch. Nicht jeder der Bowling betreibt möchte ein Bowling-Profi werden. Wenn ein Sportler sich verbessern will um auf ein höheres Niveau zu spielen muss die Aufmerksamkeit auf den Ablauf/Prozess umgelenkt werden.
Diese Einstellung nennt man Prozessorientierung. Einem Sportler der sich nur auf das Ergebnis konzentriert fehlen wichtige Informationen über die Ausführung des Wurfes die zum Ergebnis geführt haben. Diese Informationen sind aber essentiell für die Entscheidung bzgl. notwendiger Anpassungen. Sportler die sich darauf konzentrieren bei jedem Wurf zur bestmöglichen Abgabe zu kommen, können sich anschließend beruhigt umdrehen mit der Gewissheit, dass sie das Beste aus der Situation gemacht haben.
Selbstgespräche:
Jeder von uns kennt sein inneres ich was gelegentlich zu einem spricht. Es gibt positive und negative Selbstgespräche. Jeder von uns kennt das Gefühl wie es ist wenn man mit einem Pocket hit den 7-10 Split hinterlässt. Da hat man des Öfteren ein Wort das mit Sch… anfängt auf den Lippen -> negativ . Oder aber auch wenn man in einem sehr engen Spiel mit einem Pin Unterschied gewinnt. „YES“ -> positiv.
Es kostet viel Übung und Disziplin bewusst sich eine positive Einstellung in jeder Situation zu erarbeiten. Aber denkt dran: man ist was man denkt und spricht!
Affirmationen:
Affirmationen sind positive selbstbestätigende Aussagen die ein Sportler im Selbstgespräch benutzen kann. Die Affirmationen können und sollen benutzt werden um negative Selbstgespräche umzuschwenken. Jeder Sportler sollte sich für verschiedene typische Situationen welche zu Recht legen.
Affirmationen sollten in der ersten Person und in der Gegenwart formuliert sein. Beispiele für Affirmationen können sein: „mein Schwung ist locker und frei“, „ich bin ein guter Spare-Shooter“, „ich bin für jedes Spare vorbereitet, ich schaffe das jetzt“ etc.. Das Einsetzen von Affirmationen kann man üben in dem man sie beim Training oder in der Turniervorbereitung bewusst einsetzt.
Kopfkino:
Stellt euch das „Kopfkino“ vor wie einen lebendigen Tagestraum. Kopfkino kann so real erscheinen, dass es alle Sinne aktiviert. Kopfkino kann so lebendig sein, dass es tausende von Details in einem mentalen Bild zusammenfassen kann. Stellt euch den Prozess vor beginnend mit dem Aufstellen in der Startposition bis hin zur Abgabe. Obwohl es hunderte oder sogar tausende von Wörter bedarf diesen Prozess im Detail zu beschreiben ist es möglich durch Kopfkino Alles in einem mentalen Bild zu visualisieren.
Die Fähigkeit Kopfkino als Werkzeug zu benutzen kann man mit Übung erlernen. Kopfkino sind Bilder oder Bildsequenzen die aus dem Gedächtnis kommen. Probiert einfach zum Beispiel nach einem guten Wurf Euch den Ablauf der Ausführung zu merken. Denkt dabei an was ihr bei der Ausführung gefühlt habt und gesehen habt bzw. auf wie Ihr das gemacht habt. Ihr werdet sehen, je mehr Ihr das übt desto lebendiger werden diese Bilder und desto besser könnt Ihr sie dann gezielt abrufen.
Konzentration-Fokussierung:
Das Werkzeug zu haben um die Konzentration zu bewahren und den Fokus wiederherzustellen wenn die Aufmerksamkeit verloren gegangen ist, ist fundamental wichtig.
Gute Beispiele an Übungen/Einstellungen die helfen können Konzentration und Fokus zu verbessern sind: sich an hervorragende Leistungen aus der Vergangenheit abzurufen und die damaligen Gefühle und Konzentration wieder erleben, Fokussierung auf die Ausführung, Aufbau einer Denkweise mit der Entschlossenheit fokussiert zu bleiben, In der Gegenwart bleiben und sich nicht über die Vergangenheit ärgern oder sich Sorgen um die Zukunft machen und die Umgebung ausschließen – der Fokus ist auf sich selber und der Ausführung.
Die „Pre-Shot“ Routine:
Die Pre-Shot Routine ist eine Angewohnheit die man entwickelt bevor man zur Ballaufnahme schreitet. Diese Angewohnheit, die vor jedem Wurf identisch ausgeführt wird, hilft dem Sportler entspannt zu bleiben, die Konzentration zu erhalten und mehr Konsistenz in der Ausführung zu kriegen. Beispiele hierfür können sein: das man das Handtuch vor jeder Ballaufnahme auf die gleiche Art faltet oder das man bevor man zum Anlauf schreitet sich mit dem Tuch oder mit der Hand über die Gleitsohle streift. Pre-Shot Routine ist sehr individuell, jeder entwickelt seine eigene.
Der Spielzyklus:
Der Spielzyklus ist ein Zyklus von Aktivitäten den man bei jedem Wurf immer zyklisch durchführen sollte. Elite Spieler trainieren diesen Ablauf so lange, bis er zum Automatismus wird für jeden durchgeführten Wurf.
Im folgenden eine Empfehlung von mir für ein möglichen Zyklus:
1) Vor dem Anlauf:
- Kopfkino abrufen
- Atmen
- Pre-shot Routine
- Ball aufnehmen
- Affirmation
- Fokus auf die kommende Ausführung (nicht mehr über Strategie oder Ergebnis nachdenken)
- Atmen
- 3 Sekunden lang sein Ziel fixieren
- Ausführen
2) An der Linie:
- Nach der Abgabe an der Linie im Gleichgewicht stehen bleiben bis der Ball das Pindeck verlassen hat
- Mit den Augen den Ball Lauf verfolgen und sich folgende Punkte merken: habe ich das Ziel getroffen, auf welcher Leiste hat der Ball das Ölmuster verlassen, wie hat der Ball das Pocket getroffen und wo ist der Ball vom Pindeck gerollt
3) Im Sitzbereich:
- Atmen und entspannen
- Auf Basis der an der Linie gemerkten Information und des Wissens über die letzte Ausführung die Strategie für den nächsten Wurf festlegen (immer reflektieren ob und welche Anpassung man vornehmen will)
- Kopfkino abrufen mit Bezug auf die festgelegte Strategie
- …… Bei 1) wieder anfangen……
Allen die das probieren wollen wünsche ich viel Erfolg beim trainieren. Denkt dran: „Übung macht den Meister“
Ich hoffe mit diesem Beitrag die Erwartungen derer die sich das Thema über die Umfrage gewünscht haben einigermaßen erfüllt zu haben (das Thema ist "breit", aber ich denke hier die wichtigsten Punkte angesprochen zu haben).
Für ein Feedback über Kommentare oder Mail an mich, sowie über „likes“ und weitersagen /empfehlen bin ich dankbar.
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